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ISBN: 978-3-939264-53-8 KunstSinn-Verlag, Bielefeld, 2024, 18 €

Stefan Brams, in Neue Westfälische vom 13.12.2024

Kurze, starke Prosa vom Bielefelder Autor Matthias Bronisch

Unter dem anspielungsreichen Titel „Dahinter eine zweite Wahrheit“ hat der Bielefelder Autor Matthias Bronisch im Bielefelder KunstSinn-Verlag einen sehr lesenswerten Band vorgelegt, in dem der 1937 in Stettin geborene Autor „kurze Prosa“ auf 158 Seiten versammelt. Die Erzählungen des Bandes sind zwar kurz und kompakt verfasst, haben aber große literarische Kraft und bannen die Leserinnen und Leser binnen Minuten. Wiederzuentdecken sind in diesem Band auch sechs frühe Prosastücke des Autors, die 1976 in der Textsammlung „Mit anderen Augen“ erschienen und über die die bekannte Autorin Eva Strittmatter in ihrem damaligen Nachwort schrieb: „Die Geschichten waren so erzählt: fast protokollarisch, ohne Aufwand, zunächst immer harmloses, heiteres Leben, nur an einem Unterton spürbar, dass sich etwas vorbereitet, dass an einem Punkt der Geschichte ein Vorhang aufgerissen wird, hinter dem etwas Wichtiges, das Eigentliche, verborgen war …“ Eben das Vordringen zum eigentlichen Kern einer Geschichte, das Erkunden und Entdecken einer zweiten Wahrheit macht auch heute noch den großen Reiz von Bronischs alten und neueren Geschichten aus. Ein fesselnder Band und ein passendes Geschenk zum Fest für Freunde ambitionierter Literatur aus Bielefeld.

„Dahinter eine zweite Wahrheit. Kurze Prosa“ von Matthias Bronisch, 158 S., KunstSinn-Verlag, Bielefeld 2024, 18 Euro

Lava

Sie nahm den Stein in die Hand. Er war schwarz und rau. Seit Jahren lag er auf dem Schreibtisch in der Schale mit den Schreibutensilien. Sie hatte ihn lange nicht beachtet. Sie wusste nicht, warum er ihr plötzlich aufgefallen war. Sie hatte Mühe, sich zu erinnern, legte ihn zurück, nahm ihn dann doch wieder auf, wog ihn in der Hand, er war ungewöhnlich schwer. Und dann kam die Erinnerung zurück. Es war auf dem Ätna. Thomas, und sie waren in Sizilien und hatten einen Ausflug zum Ätna gemacht. Da war wieder der Geruch der Dämpfe, die aus dem Boden stiegen, und sie spürte die Wärme, als sie den Stein aufhob, ein Stück Lava, noch nicht ganz erkaltet. Und dann kamen die Bilder wieder, von einer Reise, die alles ändern sollte. Es war die vorgezogene Hochzeitsreise. Italien sollte es sein, diese warme so melodiöse, heitere Welt, in die sie ihr Glück hüllen wollten. Damals, ja damals sie hatten den Ätna, der kurz zuvor noch Feuer gespuckt hatte, als gutes Omen genommen für ihre Liebe, ihre unbändige Freude, ihr Glück. Und da hatte sie den Stein, das Stück noch warme Lava aufgehoben. Doch der Stein hatte schnell seine Wärme verloren und hatte nun schon Jahre auf ihrem Schreibtisch gelegen. Sie versuchte sich zu erinnern, warum sie ihn wieder in die Hand genommen hatte, warum sie die Erinnerungen wachgerufen hatte. Richtig, heute war mit der Post ein Reiseprospekt gekommen, da hatte sie ihn gesehen, den Ätna. Der Prospekt war schnell entsorgt, aber das Bild war hängen geblieben. Und als sie am Schreibtisch saß, war auch der Stein wieder da, der Jahre unbeachtet dort gelegen hatte. Damals hatte sie ihn wie ein gutes Omen auf ihren Schreibtisch gelegt. Warum ist er aus ihrem Blick verschwunden? Jetzt war er wieder da, aber wo waren die anderen Erinnerungen, mit denen dieser Stein ins Vergessen versunken war?

ISBN 978-3-939264-53-8, 18,00 €

Erschienen im Oktober 2024

 

 

EVA STRITTMATTER

ZUM RUHME STRUGAS

Im Sommer 74 traf ich in Struga als MANN AUS DEM ANDEREN DEUTSCHLAND, der Bundesrepublik, Matthias Bronisch, derzeit Germanistik-Lektor an der Universität Skopje. Professor Dušan Tomovski, Lehrstuhlleiter in Skopje, den ich 1971 in Struga, 1974 in Weimar getroffen hatte und den ich mittlerweile als scharfsinnigen Freund der Literatur kannte, sagte mir: ,,Bronisch ist begabt, er schreibt Poesie, schreibt Prosa, scheut sich aber bisher zu veröffentlichen. Niemand aus der BRD ist gekommen, mag Bronisch sein Land vertreten.“ Bronisch hatte ein für ihn nervenzerreißendes, den anderen STRUGAERN aber ganz normal scheinendes Debut, d. h. es wussten nur vier Leute, dass es sich an jenem Abend im BISER um das Debut von Matthias Bronisch handelte. In der NACHT OHNE INTERPUNKTION, in der, wer wollte, die von uns allen so genossene makedonische Musik unterbrechen lassen konnte, um Gedichte vorzutragen, hatte unser lieber Freund, Dušan Tomovski, Bronisch ansagen lassen, und, Bronisch musste, ging auf die Bühne. Er sprach sein Gedicht vom Ohrid-See, ein leises Gedicht, gegen die Lust, die Lustigkeit, den Lärm, den es eben noch gab. . In beherrschter Haltung, die Spannung reagierte er später beim Kolo ab ... Am nächsten Abend las er im HAUS DER POESIE ein ganz anderes Gedicht, kein lautes, aber ein kräftiges, in dem die nicht gebrauchten Hände zum großen Symbol wurden… Bei unserer Abreise von Struga nach Skopje gab mir Bronisch ein Manuskript: 5 Geschichten. Nachts, nach einem langen Reisetag über die Berge, nach einer Veranstaltung in K,, begann ich in dem Manuskript zu lesen: den ,,Gummibaum“, eine scheinbar ganz trivial, ganz konventionell erzählte Geschichte, (nicht einmal zwei Seiten lang), in Wahrheit höchst seltsam: surreal und doch genau auf eine bestimmte Wirklichkeit zielend. Das war ein richtiges Stück Literatur, fertig, keinesfalls die Arbeit eines Debutanten. (Bronisch ist allerdings kein Jüngling mehr.) Auch die anderen Geschichten waren so erzählt: fast protokollarisch, ohne Aufwand, zunächst immer harmloses, heiteres Leben, nur an einem Unterton spürbar, dass sich etwas vorbereitet, dass an einem Punkt der Geschichte ein Vorhang aufgerissen wird, hinter dem etwas Wichtiges, das EIGENTLICHE, verborgen war… Die meisten Geschichten, die ich las, waren Makedonien verpflichtet. Bronisch gastiert nicht nur in diesem Land, er lebte da wirklich, er versuchte es in sich aufzunehmen und sich und die Seinen in die Gesellschaft zu integrieren. Geburt und Tod, Leben in seiner ,,ewigen“ und in seiner zeitlichen Abfolge, wie es in diesem Land, für die Menschen spezifisch ist, denen Bronisch anhing – so wie wir seltenen Besucher ihnen anzuhängen versuchen mit der leicht verzweifelten Liebe von Vorübertreibenden – das alles war in den paar Geschichten, die ich im September 75 kennenlernte und, inzwischen wiederholt las – immer mit dem gleichen starken Eindruck. STRUGA hat im Laufe von anderthalb Jahrzehnten viele Dichter gesehen; zu seinem Ruhme sind in vielen Sprachen Gedichte, Berichte verfasst worden. Dem Ruhme Strugas ist das Debut von Matthias Bronisch hinzuzuzählen. (Das Nachwort von Eva Strittmatter bezieht sich auf Texte in der Ausgabe „Mit anderen Augen“, Verlag Makedonisch Revue, Skopje 1976: Der Gummibaum, Auf wen schießt du?, Das rote Tuch, Die Käfer, Der Sohn, Dann sehen wir uns wieder.) 

Ich lebe in einem Baumhaus

Matthias Bronisch

Ich zog in ein Baumhaus. Es ist zwar ein kleines Haus, hat aber drei Stockwerke durch die in einem Schacht eine Wendeltreppe führt. Das Eisengestänge, an dem die Holzstufen aufgehängt sind, ist braun gestrichen, in ähnlicher Tönung wie das Holz der Stufen. Zu Anfang war das Treppenhaus mit einer Tapete ausgekleidet, die mit grünen Blättern dicht bedruckt war. So hatte ich den Eindruck, ich stiege in einem Baum nach oben. Während der Aufstieg in der Enge des Treppenhauses geschah, öffnete sich das oberste Geschoss weit, die Treppe endete in diesem offenen Geschoss. In dem weiten Raum mit den schrägen Seitenflächen des Daches wuchsen die Regale heran, in denen die bisher vorhandenen Bücher ihren Platz fanden und zu denen immer neue Regale kamen, denn die Zahl der Bücher nahm mit den Jahren zu. Die Regale umgeben mich von allen Seiten, so dass ich hier oben wie in der Krone eines Baumes sitze, nur sind die Blätter in dieser Baumkrone nicht die frischen grünen und später sich verfärbenden und schließlich abfallenden Blätter eines Baumes, sondern es sind die tausenden Blätter der Bücher, von denen einige, vor allem die sehr alten Bücher sich auch verfärben, sie werden gelblich.

Wie der Baum seine Jahresringe hat, Jahr für Jahr ein neuer Ring; und war das Jahr gut, ist er etwas dicker, war es weniger gut eben auch dünner, so ist es auch mit den Büchern. In dem einen Jahr kommen mehr hinzu, es ist Konfirmation, der 50. Geburtstag, eine Rückzahlung von der Steuer, die die Anschaffung einer Gesamtausgabe ermöglicht, dann füllen sich die Regale etwas schneller.

Eines Tages, schon im fortgeschrittenen Alter kam ein Buch abhanden, das ich beim Besuch des Sohnes in seinem Regal entdeckte. Ich sprach nicht weiter darüber, aber packte es still in meinen Koffer und trug es wieder zurück an seinen Platz. Es kam mir so vor, als hätte jemand etwas aus meinem Stamm geschnitten, denn es tat mir weh, dass Grass‘ Blechtrommel nicht mehr an ihrem Platz stand.

Dann las ich einen Artikel von Joshua Schößler: „Seine Bücher will Joshua Schößler ins Altpapier werfen. Die meisten finden das schlimm.“ Zu diesen meisten gehöre ich. Was mit den Büchern geschieht, wenn ich nicht mehr da bin, das macht mir ein paar Gedanken, aber  - es geht mich eigentlich ja nichts mehr an, da es mich nicht mehr gibt. Aber so lange ich lebe, möchte ich diese Gefährten gerne weiter um mich haben. Es gab einmal einen Moment, in dem ich keinen Platz mehr hatte und Bücher, von denen ich glaubte, sie nun wirklich nicht mehr brauchen zu können, in einen Karton packte und in den Keller brachte. Sie haben sich gewehrt. Drei Tage später suchte ich verzweifelt nach einer Antwort, bis mir einfiel, dass das Buch, in dem ich die Antwort finden könnte, entsorgt war. Ich stieg also in den Keller hinunter und holte den Karton nach oben und ordnete die Bücher wieder ein.

Trotzdem bekam ich wegen der heimlichen Rückführung der Blechtrommel ein schlechtes Gewissen, denn ich sollte mich doch freuen, dass der Sohn Interesse an dem Buch gezeigt hat. Es fiel mir nicht ganz leicht, aber beim nächsten Besuch habe ich es heimlich wieder in seinen Bücherschrank geschoben. Und nun kämpfe ich mit mir, ob ich den Kindern und Enkelkindern die freie Auswahl biete, wenn sie denn an etwas Interesse haben. Und heimlich wünsche ich mir, dass ihr Interesse nicht zu groß ist. Es zerreißt mich.

Der Roman erschien am 5. November 2023. Er ist unter der

ISBN Nr. 978-3-939264-49-1

im Buchhandel erhältlich (14,95 €)

Cover: Aufsätze zur Kunst; Duccio di Buoninsegna; Westwanddarstellungen in orthodoxen Kirchen; Einfühlung und Abstraktion in der Kunst Lindemanns; Grausamkeit in Literatur und Kunst; Der Panmaler; Die Malerei des Expressionismus und ihre Verwandtschaft

mit der expressionistischen Lyrik

Das Individuum oder auch der Egoist und andererseits die Gesellschaft, die Gemeinschaft.

Wenn das Kind zur Welt kommt, kann es keine Trennung zwischen sich und der Welt erkennen, Ich und Welt sind eins. Es ist in einem Gesamtzusammenhang eingebettet.  Mit drei Jahren sagt es dann zu ersten Mal „ich“, aber dieses Ich geht noch auf in der Gemeinschaft mit Geschwistern, den Eltern oder den Spielkameraden. Es sind die wenigen Dus, die das Kind umgeben. Mit 10 Jahren, so lehrt es die Psychologie ist der volkommenste Zustand dieses Ichs erreicht.

Dann mit dreizehn Jahren entsteht ein Ich, das völlig losgelöst von der Welt und den Mit-menschen ist. Es fällt aus der Welt, aus den Zusammenhängen, in denen es sich aufgehoben fühlte. Damit werden einige Jugendliche nicht fertig, deshalb die nicht unerhebliche Zahl von Selbsttötungen. In einer Studie heißt es: „Etwa alle 17 Stunden nimmt sich ein*e Jugendliche*r in Deutschland das Leben. Allein im Jahr 2018 waren das 517 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Damit steht der Suizid an zweiter Stelle, wenn man die Todesursachen von Ju­gendlichen vergleicht. Aber Suizidalität muss nicht immer tödlich enden, denn 14,4 % der 14 bis 15-jährigen Schüler*innen in Deutschland hatten schon einmal Suizidgedanken. Diese Zahlen zeigen, wie groß das Ausmaß dieser Problematik ist.“  Es ist die Gruppe, die prozentual den höchsten Anteil an Suiziden hat. Oft ist es aber auch der Ruf nach dem vertrauten Du , das verloren geht.

Erst mit achtzehn beginnt das, was wir Teilnahme an Gesellschaft nennen, und damit der Kontakt, ein neuer Kontakt zu einem veränderten Wir. Der Mensch wird gesellig, er hat Freundschaften, Partnerschaft und Berufswelt, er wird politisch. Dieses Wir trennt ihn von den gewachsenen Beziehungen, zu den Eltern und Geschwistern. Beruf, die eigene Familie, die Gesellschaft werden als Bezugsfeld wichtiger.

Wenn diese Zeit zu Ende geht, wenn die Kinder aus dem Haus sind, die Arbeitswelt ins Vergessen sinkt, dann beginnt die Rückkehr, auch in das Ich der Vergangenheit. Und dann tauchen auch die alten Beziehungen wieder auf, die Geschwister, die Erinnerungen an die Kindheit und ihre Plätze. Es kommt die Idee, die eigene Biographie zu schreiben. Es ist eine innere Rückkehr, aber auch eine Form der Vereinsamung. Die Kinder verlassen das Haus, die Eltern sterben, die Kolleginnen und Kollegen geraten ins Vergessen.  Diese Einsamkeit kann nur aufgebrochen werden, wenn Fragen auftauchen, wie z.B. Wie war das eigentlich damals? Aber diese Fragen tauchen manchmal zu spät auf, wenn niemand mehr da ist, der sie beantworten kann. Daher ist es nicht falsch, die eigene Vergangenheit festzuhalten für die, die nachkommen. Denn ich bin auch, wo ich herkomme.

Und das geht sehr weit zurück, bis dahin, als wir uns zum ersten Mal erhoben und auf zwei Beinen stehend in die Welt blickten. Leider haben wir völlig vergessen, dass auch wir einst auf allen Vieren gingen, und glauben heute, wir haben mit der Natur, die uns umgibt, nichts zu tun, wir glauben, wir wurden als fertige Menschen in die Welt gesetzt und haben das Versprechen, dass wir ewig leben. Und daher gehen wir mit dieser Welt um, als sei sie für uns da und wir könnten mit ihr nach Gutdünken verfahren. Das hat uns sogar unsere Religion eingeredet: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde, und macht sie euch unterthan, und herrschet über die Fische im Meer, und über Vögel unter dem Himmel, und über alles Thier, das auf Erden kriecht.“ (1. Mose 1, 28) Was für eine furchtbare Aufforderung! Wie sollte anderes aus der Welt und uns werden?

 

Neuerscheinung im Kunstsinn-Verlag. ISBN: 978-3-939264-18-7, 29,90 €

Bernd Alois Zimmermann:

„Un petit rien“ 

https://www.youtube.com/watch?v=IJR1hLdn1oE

Matthias Bronisch

Un petit rien von Bernd Alois Zimmermann

Musique légèr, lunaire et ornitologique d’apres „Les oiseaux de lune“ de Marcel Aymé (1964)

 

  1. Ouverture de belle de la nuit
  2. Métamorphose lunaire
  3. Pas trop militaire
  4. Petit valse lunaire
  5. Berceuse des petits oiseaux qui ne üauvent pas s’endomir
  6. Metamorphose lunaire II
  7. Booge-woogie au clair de lune

 

  1. Von Zweig zu Zweig zu Ast zu Ast zu Zweig –

verborgen im Laub der Nacht,

in der Mondlicht durch Zweige fingert

und an eure Träume rührt,

die stummen Lieder der Nacht.                  

  1. Blasses Licht irrt

durch den schlafenden Garten.

Nur Schatten spielen stumm

auf den Gräsern und Wegen.

  1. Tritt jetzt nicht aus dem Haus

Zerbrich nicht die Stille des Mondes.

Öffne das Fenster

Öffne es der Stille und dem blassen Licht.

  1. Sieh, wie die Silberblätter

im Rhythmus der Nachtluft aufleuchten

und den Vögeln das Licht fächeln.

  1. Die Kleinsten von Zweig zu Zweig

zwitschern ihr Mondlied,

eh dann die Nacht sie einfängt.

  1. Noch huscht das matte Licht

über die Federn

und wandelt in den Träumen vom Tage.

  1. Nur der blasse Schein bleibt

und tanzt durch Hecken und Wiesen

über Dächer und Zäune.

 

 

 

                    Anthologie der Schreibwerkstatt an der Universität Bielefeld, Studieren ab 50

Auf 182 Seiten sind Texte aus der Zeit von 2017 bis 2019. Sechzehn Autorinnen und Autoren  bieten sowohl Lyrik als auch Prosa sowie Reisebeschreibungen. Es sind auch Texte zu Bildern, zu Musik oder Fortsetzungen von Textanfängen bekannter Autoren in dem Band.

Erschienen im KunstSinn Verlag 2019

 

Vorwort

Fast 20 Jahre arbeite ich nun mit der Schreibwerkstatt, d.h. den Studierenden ab 50, an der Universität Bielefeld. In diesen Jahren haben wir vier Anthologien herausgegeben mit den in dieser Werkstatt entstandenen Texten. Zu Anfang sind wir einem Kurs gefolgt, den Gabriele Rico für amerikanische Studenten entwickelt hatte und den der Rowohlt Verlag in deutscher Übersetzung veröffentlicht hat. Inzwischen sind wir viele unterschiedliche Wege gegangen, um Texte zu entwickeln.

Wenn jemand erst im Alter mit dem Schreiben beginnt oder es dann wieder aufgreift, vermutet man, dass die eigene Biographie den Stoff liefert für die Texte. Doch das war in all diesen Jahren sehr selten der Fall. Natürlich sind die eigenen Erfahrungen, die Räume, die man durchschritten hat, die Bilder, die in der Erinnerung bewahrt werden, das Material, auf das man zurückgreift. Die eine oder der andere haben natürlich auch den Kindern oder Enkelkindern etwas zu erzählen, um das eigene Bild und die eigene Zeit in deren Erinnerung besser zu verankern. Doch diese Texte bleiben meist zu Hause.

Viele möchten Wege finden, wie sie etwas, was sich im Kopf festgehakt hat, von dem man nicht loskommt, von dem man spürt, dass es eine Bedeutung hat, in einen Text übertragen, der auch das Interesse einer Leserin oder eines Lesers weckt. Oder sie versuchen Anregungen aus anderen Bereichen: das Besondere einer Landschaft, eine die Gefühle anregende Musik, ein zum Nachdenken verführendes Bild, die Begegnung mit einem Menschen in einen Text zu übertragen. Sprache ist sicher das offensichtlichste Mittel, mit dem wir die Welt festhalten können, mit dem wir sie zu verstehen versuchen können; denn Sprache gebrauchen wir alle. Natürlich gibt es auch andere „Sprachen“, auch Farben und Linien sind „Sprachmittel“, auch Töne sind eine Sprache. Und natürlich sind auch die vielfältigen Zeichen der unterschiedlichen Naturwissenschaften Sprachmittel.

Wir aber waren auf der Suche nach den Möglichkeiten, die gesprochene Sprache als Mittel nicht nur der einfachen Verständigung zu benutzen, sondern mit Hilfe all der Formen, die Sprache bietet, mit dem Klang, dem Rhythmus, der Farbigkeit oder der Bildhaftigkeit zu erfassen, was uns bewegt, beeindruckt hat, nicht im Vergessen verschwinden soll, und die Fragen, die geblieben sind, beantworten kann.

Als Anregungen zum Schreiben in der Werkstatt dienten uns Bilder, z.B. von van Gogh, Dürer, Munch oder Manet, Musiken von Grieg, Zimmermann, Beethoven oder Satie, aber auch Zeitungsartikel. Diese gemeinsamen Ausgangspunkte sollten nur Hinweise sein, woher man Anregungen zu einem Text nehmen kann. Manchmal waren es auch literarische Ausgangspunkte, wie der Anfangssatz eines Romans oder sogar der ganze erste Absatz. Daneben entstanden viele Texte zu Hause oder auf den Reisen. Denn auch Reisebeschreibungen können weit mehr sein als nur ein Fremdenführer. Und einige Texte haben auch Tagebuchcharakter.

Ich hoffe, Sie finden in dieser Anthologie Texte, denen Sie gerne folgen und die Ihnen vielleicht eine Anregung geben, sich selbst auf den Schreibweg zu machen, selber Gestaltungsformen, Texturen, zu entwickeln, oder Texttouren zu unternehmen.

 

 

 

 

Neu erschienen: Geschichte Bielefelds in Moritaten, 2013, 84 Seiten, ISBN 978-3-7322-6330-1, 15,90 €

Matthias Bronisch

Reichenberger Str.22d

D 33605 Bielefeld

Tel.: 0521/205399; e-mail: mbronisch@hotmail.com; homepage: matthias-bronisch.de

Bio-Bibliografie

Geboren 1937 in Stettin

1950 - 56 Gymnasium in Petershagen/Weser

Studium in Münster und Hamburg: Kunstgeschichte, Archäologie, Literaturwiss., Psychologie

1963-66 und 1971-76 Lektorate an den Universitäten in Novi Sad, Belgrad, Skopje

Seit 1976 Lehrer in Bielefeld

Seit 1978 Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS)

Mitglied im PEN

1978 Übersetzerpreis „Grigor Prlicev“ des makedonischen Schriftstellerverbandes

Eigene Veröffentlichungen:

Übersetzungen:

Makedonien. In: Moderne Erzähler der Welt, Bd.53, Erdmann Verlag, 207 S. (23 Erzz. übersetzt aus dem Makedonischen). Tübingen/Basel 1976

Moderne makedonische Lyrik (Hrsg. und Übersetzer), Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1978, 172 S.

Blaze Koneski, Unter dem weißen Kalkstein der Tage. Ged. (Hrsg., Übersetzung und                     Nachwort). Bielefeld, Pendragon Verlag 1986

 

Eigene Texte:

Mit anderen Augen. 6 Erzz. Nachwort von Eva Strittmatter. Skopje, Macedonien Review 1976, 62 S.

Aus einer südlichen Landschaft. Gedichte. St.Michael, Bläschke Verlag 1979, 42 S.

Kopnez po jug. (eigene Gedichte in makedonischer Übersetzung). Skopje, Makedonska Revija 1980, 64S.

In Petershagen. In: Wetterlage, Bielefeld 1981

Jugendliebe und späte Heirat. In: Wetterlage, Bielefeld 1981

Auf 13 Scheffelsaat zwischen Wohnblocks. In: Bielefeld 1981

Mensch und Erkenntnis. Foto-Text-Mappe. Fotos von Karl-Martin Holzhäuser. Bielefeld 1984

Flaschenpost (Hrsg.). Ergebnisse eines Schreibkurses mit Jugendlichen. Bielefeld, Pendragon Verlag 1988

Der Lärm der Straße dringt herein. Kurzprosa. Bielefeld, Pendragon Verlag 1989

Die Stille vor dem Spiegel. Erzz. Bielefeld, 72 S., Pendragon Verlag 1997

Grün und Blau, Säule und Bogen, Baum und Himmel. „Palladio und die Villen im Veneto“. Erz. Zu Bildern von Peter Flachmann, Bielefeld 1999

In der Zeit des Schweigens, Erzählung, 106 S., Petershagen 2002

Zwischen Ankommenden und Abfahrenden werde ich Ja sagen (Hrsg.). Anthologie „Jugend schreibt“, Norderstedt 2003

Apovesti despre doua pietre, zweisprachige Ausgabe der Gedichte (rum.-deutsch), Bukarest 2006

Usque ad Huculvi, Stadtgeschichte einmal anders

Der Maler Ernst Lindemann 1869-1943, 42 Abb., autobiographische Notizen, Nachwort, 

                                                                                          KunstSinn Verlag Bielefeld 2017

Der Sound von OWL, Anthologie mit Texten und Bildern aus 13 Jahren "Tentakel", 2021, KunsSinn Verlag

Martha, Das geliehene zweite Leben, KunstSinn Verlag, 2023, ISBN 978-3-939264-49-1

Dahinter eine zweite Wahrheit, KunstSinn-Verlag, Bielefeld, 2024, ISBN 978-3-939264-53-8

 

In Zeitschriften:

5 Gedichte (Vest, Ti progovaras, Osnovni edinici..., A - kako Aleksandra, Prasanja do eden tatko).       In:Razgledi, XVIII. Jg., Nr.6, S. 647 - 651 (Skopje 1976)

3 Gedichte (Sega, Moeto mesto, Mojot rodenden). In: Razgledi, XIX Jg., Nr.4, S.361-63 (Skopje 1977)

5 Gedichte (Race, Gol, Krvta ne e crvena, Ohridsko ezero, Duovden). In: Covremenost, XXV. Jg.,

                 Nr. 9-10, S. 47-51 (Skopje 1975)

1 Gedicht (GlaubensGemeinschaftsGlaube) In: Grenzüberschreitungen oder Literatur und Wirklichkeit, edition „die horen“, 1982, S.212

Ged.“Cellenschmelz“ in NEUE WESTFÄLISCHE, Nr. 133,12.06.1985

In Anthologien:

3 Gedichte in: Germanskata Poezija na XX. Vek, Skopje 1978, Makedonska Revija, S. 274-277

Rundfunk.

WDR: Lyriklesung, Mein Sonntag in..., einzelne Gedichte

Saarl.Rundfunk, Süddt. Rundfunk: Lesungen von übersetzter Prosa aus dem Makedonischen

Angaben in Nachschlagewerken:

Who is Who, Kürschners Literaturlexikon, www.nrw-autoren-im-netz.de

Matthias Bronisch

Reichenberger Str.22d

D 33605 Bielefeld

Tel.: 0521/205399; e-mail: mbronisch@hotmail.com; homepage: matthias-bronisch.de

 

 

 

 

Neue Westfälische 05.12.2013. Besprechung "Von Bylanuelde über Biliuelde bis Bielefeld" - Stadtgeschichte in Moritaten
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